Vor 50 Jahren wurde Martin Luther King ermordet
Er hatte einen Traum. Doch was ist von ihm geblieben?
Am 4. April 1968 wurde Martin Luther King auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis von einem Weißen, der Schwarze hasste erschossen.
King hatte in den Jahren zuvor den friedlichen Widerstand der Schwarzen organisiert. Er kämpfte gegen die Diskriminierung in Bussen, Restaurants und Wahllokalen. Seinem friedlichen Widerstand trat der Staat mit Gewalt, Verhaftung und Bedrohung entgegen. Martin Luther King erzählte wie kein zweiter öffentlich, wie es ist, in einem rassistischen Land zu leben. Er mobilisierte die Massen. Am 19. Juni 1964 wurde das Gesetz zur Aufhebung der Rassengesetze verkündet. Doch was ist vom Fiedensnobelpreisträger geblieben?
Am 19. Dezember 2016 wurde Donald Trump zum 58. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Sein Wahlslogan „MAKE AMERICA GREAT AGAIN“ steht für eine „America first“ Wirtschafts- und Außenpolitik sowie für eine Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik der Abschiebung und Abschottung. Die durch Barack Obama hart erkämpfte Gesundheitsreform, welche ein erster Schritt zu einer sozialen Krankenversicherung für alle Amerikaner darstellt, möchte er aufheben. Auch sexistische Äußerungen wie „„Greif ihnen zwischen die Beine. Und dann kannst du ALLES machen.“ haben ihn nicht für den Posten des Präsidenten der USA disqualifiziert. Die Zahl der Hassgruppen und schwarzem Separatismus steigt. Schwarze Kinder werden in Amerika von Polizisten erschossen, und wer dagegen protestiert, wie mehrheitlich schwarze Footballspieler, besudele die Ehre des Landes. So sieht es der weiße Nationalist im Weißen Haus. Als am 12. August 2017 diverse neonazistische, rassistische und antisemitische Gruppierungen durch Charlottesville marschierten, eine 32-jährige Gegendemonstrantin töteten und 19 weitere verletzten, sagte Trump, einige von ihnen seien „sehr feine Leute“. Mit dem neuen Präsidenten hält der Hass im Mainstream wieder Einzug. Das Land scheint zerrissen wie vor 50 Jahren.
Doch um Europa steht es nicht besser. Die rechtspopulistische FPÖ regiert zusammen mit der ÖVP in Österreich. Polen wendet sich mit der nationalkonservativen PiS immer mehr von der EU ab. Großbritannien hat den Austritt bereits beschlossen. Die Dänische Volkspartei (DF) feiert bei den Parlamentswahlen mit 21,1 Prozent einen historischen Erfolg.
Auch in Deutschland ist Rechtspopulismus seit dem Einzug der AfD in das deutsche Parlament wieder salonfähig geworden. Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) wird im Durchschnitt jeden Tag ein Anschlag auf eine Asylbewerberunterkunft verübt. Menschen die sich für Flüchtlinge einsetzen, helfen und sich engagieren werden beschimpft und bedroht. Christliche Werte werden bei der CDU und CSU über Bord geworfen. Stattdessen werden Obergrenzen, Grenzkontrollen und Rückführungszentren eingeführt. Die gemeinnützige Organisation „Tafel“ beschließt vorübergehend, keine ausländischen neuen Mitglieder mehr aufzunehmen. Wer Hilfe bekommt, ist somit nicht mehr von der Bedürftigkeit, sondern vom Pass abhängig.
Warum erleben wir diesen Rückschritt der Zivilisation seit einigen Jahren? Offenbar gibt es immer noch die gleichen Ängste und Unsicherheiten die damals zu Martin Luther Kings Tod führten.
"Wenn wir Frieden auf Erden wollen dürfen sich unsere Loyalitäten nicht beschränken auf unsere Rasse, unseren Stamm, unsere Klasse und unsere Nation; das bedeutet, dass wir eine globale Perspektive entwickeln müssen."
Martin Luther King
Martin Luther King wollte eine Revolution der Werte, dass Menschlichkeit und Moral wichtiger werden als Profit und militärische Macht. In den letzten 50 Jahren haben wir uns jedoch gravierend in die andere Richtung bewegt. Die Profitgier großer Konzerne kennt keine Grenzen. Steuerschlupflöcher werden durch sie bedenkenlos genutzt. Die Lobbypolitik der sogenannten Volksparteien war in den letzten Jahren nicht gewillt dies zu ändern. Stattdessen wurde er Sozialstaat dezimiert und Hartz IV eingeführt. Die Ärmsten und Schwächsten wurden für die Verschuldung des Staates verantwortlich gemacht. Während der Finanzkrise wurden Milliarden für Banken zur Verfügung gestellt. Über eine bessere und gerechtere Besteuerung dieser wurde jedoch nicht nachgedacht. Lieber rühmt man sich alljährlich mit einer schwarzen Null im Bundeshaushalt. Dies hat man jedoch nicht erreicht, weil man die Milliardengewinne der Großkonzerne und die Vermögen der Superreichen besteuert, sondern weil man an sozialen Leistungen für die Gesellschaft spart. Die Ausstattung der Schulen und Unis in Deutschland ist katastrophal. Das Stichwort Digitalisierung braucht in diesem Zusammenhang erst gar nicht erwähnt werden, weil diese noch immer nicht einmal ansatzweise ein Thema in unserem praktischen Bildungsalltag der Schüler und Schülerinnen ist. Auf der anderen Seite werden die Ausgaben für Rüstung von Jahr zu Jahr erhöht. 2018 steigen die Militärausgaben um weitere 15 Prozent. Dies alles führt zu einer Spaltung der Gesellschaft. Nicht nur zu einer Spaltung zwischen Arm und Reich. Hartz-IV-Empfänger werden aktiv gegen Flüchtlinge, die vor Tod und Elend aus Kriegsgebieten fliehen und Schutz suchen, ausgespielt. Es wird nicht versucht diese Spaltung durch eine Politik der sozialen Gerechtigkeit zu verhindern, nein es müssen mehr Flüchtlinge abgeschoben werden, Hartz-IV-Empfängern muss man sagen, dass man mit dem Regelsatz leben kann und dass man damit schließlich nicht verhungert. Das ist der Plan und die bereits täglich gelebte Praxis der aktuellen Regierung. Wir fallen von einem Extrem ins nächste, leider jedoch nie in die Richtung für die Martin Luther King kämpfte. "Der Kapitalismus hat sich überlebt", schrieb er 1952 an seine damalige Freundin Coretta und weiter: "Ich würde gewiss den Tag begrüßen, an dem die Verstaatlichung der Industrie beginnt. Lass uns weiter hoffen, arbeiten und beten, dass wir eine Welt ohne Krieg erleben werden, eine bessere Verteilung des Wohlstands und eine Brüderlichkeit, die Rasse oder Farbe überwindet." Dieser Satz gilt damals wie heute.
Was kann man heute von Martin Luther King lernen? Clarence B. Jones, Kings Redensschreiber, sagte neulich in einem Zeitungsinterview dazu: "Die Mächtigen geben nichts preis, wenn nichts verlangt wird. Das haben sie nie, das werden sie nie tun. Du kannst Transparente herumtragen, wie du willst, du kannst klicken und twittern und liken, wie du willst, aber wenn du dein Wahlrecht nicht nutzt, wirst du keinen verdammten Wandel bewirken. Ich habe junge Leute gesehen, die vor dem Trump Tower in New York demonstrierten, und als Journalisten ihnen ein Mikrofon unter die Nase hielten und fragten, ob sie Clinton gewählt hätten, sagten sie: Ich habe nicht gewählt."
Wir müssen weiter für Gerechtigkeit kämpfen. Miteinander und nicht gegeneinander. Aber nicht nur in den sozialen Medien, sondern jeden Tag aktiv im Alltag. Mit Zivilcourage Fremdenhass begegnen, Ängste abbauen, tolerant und respektvoll zuhören und argumentieren. Auf Missstände aufmerksam machen und gleichzeitig Lösungsvorschläge anbieten. Vielleicht ist dies die Zeit des letzten großen Aufbäumens des Rechtspopulismus in der Menschheitsgeschichte. Es liegt an uns.
Kategorien: Kreisverband Meißen, Kreisvorstand
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